Sie sprach von Mara

Wenn Kreise sich schließen, hat sich ein Sinn erfüllt. Heute lese ich wieder in einem Buch, das seit fast 20 Jahren mein Bücherregal ziert. Es steht ganz vorne in der Reihe und es war 1994 mein aller erstes Hundegeschichten-Buch. Seit ich mich erinnern kann, sortiere ich meine Bücher in der Reihenfolge, wie ich sie gelesen habe. Ich kann mir das gar nicht anders vorstellen und deshalb steht es da ganz vorne rum. Ich sammle Hundebücher, und dieses eine ist maßgeblich schuld an dieser Marotte, die manchmal an eine kleine Sucht zu grenzen scheint.

Es ist ein tolles Buch und es heisst „Ich spreche von Mara“. Die Autorin schrieb schon damals das auf, was ich in den nächten Jahren alles selber erleben sollte und wovon ich zu diesem Zeitpunkt nicht die geringste Ahnung hatte. Maras Geschichte und ihr Tod rührten mich zu Tränen. Ich hatte mit Leika doch einen unsterblichen Hund an meiner Seite und ich war tatsächlich der Meinung, nur eine wunderschöne Geschichte zu lesen. Sechs Jahre später hätte ich dieses Buch selber schreiben können. Leika ging sehr früh von uns, viel zu früh, und es war fast so, als wenn Maras Geschichte uns darauf vorbereitet hätte. Ein seltsames, aber doch auch sehr angenehmes Gefühl – damals!

Als ich im letzten Herbst die Geschichte von meiner geliebten Leika aufschrieb, nannte ich diese ganz selbstverständlich „Ich spreche von Leika“. Ich dachte überhaupt nicht drüber nach und es ist mit tatsächlich erst vor einigen Wochen aufgefallen. Heute wohnen beide – Mara und Leika – schon sehr lange auf der Wiese hinter dem Regenbogen – ganz oben, da wo die Kurve ist und das Licht sich im Nichts verliert. Von da oben kann man sehr gut gucken und alles sehen, was wir hier unten so treiben. Sie sind immer noch da, wie alle anderen, und vieleicht haben sie sich dort sogar kennengelernt und schon einige gemeinsame Spielchen hinter sich gebracht, während sie auf unser Heimkommen warten. Ein schöner Gedanke, der mir sehr gefällt!

Mitlerweile schreibe ich selber Geschichten über Hunde und der Verlag, der damals Maras Geschichte herausbrachte, prüft gerade meine Idee für ein neues Buch. Meine Hoffnung diesbezüglich trägt diese kleine Geschichte. Wieder einmal habe ich Elisabeths Buch in der Hand und mich beschleicht dieses seltsame Gefühl, als wenn es vorhin erst in ein Zeitloch gefallen wäre. War das wirklich vor so vielen Jahren? Mir kommt es vor wie gerade eben! Alles im Leben macht anscheinend einen Sinn – auch, wenn man es manchmal erst fast 20 Jahre später versteht. Für uns hat sich ein Kreis geschlossen und, wenn Kreise sich schließen, hat sich ein Sinn erfüllt!

Ich lade Euch ein, mir auf meiner kleinen Zeitreise zu folgen. Meines Wissens ist das Buch im Handel nicht mehr zu kriegen, wird aber im Internet noch des öfteren angeboten. Unter dem Coverfoto unten findet ihr einen passenden Link – schlagt zu, denn es lohnt sich! Vor allem für die jüngeren unter Euch könnte es interessant sein, wie es sich das Hundeln vor Agility, Click und Co. für uns Hundnarren so anfühlte. Verzeiht mir bitte diese leichte Überheblichkeit, aber irgendwie schreibe ich gerade etwas zeitversetzt quer durch die ganzen Jahre. Ich selber bin halt auch nicht mehr die Neueste und das ist auch gut so!

Vor 20 Jahren war im Vergleich zu Heute noch so sehr viel anders und doch gleichzeitig irgendwie nicht. Wer sich hundesportlich betätigen oder andersweitig hundeln wollte, der ging in den nächstgelegenen PHV oder hatte das Glück, in der Nähe einen entsprechend aktiven Rasse-Verein zu haben – was aber eher selten war. Es sei denn, man hatte einen Schäferhund – was recht oft so war! Dann konnte man in den Schäferhundverein (SV) und die gabs damals fast überall und in jedem Kaff. Agility war zwar schon auf dem Vormarsch, aber die wenigen Leute, die sich in den Vereinen dafür engagierten, galten doch eher als etwas esoterisch und verschroben. Ernst genommen wurde man kaum bis gar nicht, eher ausgelacht. Auch kleine Hunde gabs in den Vereinen kaum und wir sprachen dort von Unterordnung – statt von Ausbildung, Erziehung oder wie heutzutage so gerne von Training.

Keiner kam damals auf die Idee, sich als Hundertrainer, Hundecoach oder sogar als Hundetherapeut zu bezeichnen – die meisten von uns hätten sich wohl auch umgedreht und wären woanders hingegangen. Die Auskennerei in Sachen Hund war ein Ehrenamt, setzte tatsächlich eine Menge Erfahrung voraus und bezahlt wurde allerhöchstens in die Vereinskasse! Das ging auch gar nicht anders, weil ansonsten gar keiner gekommen wäre.

Heute erlebe ich oft, dass sich viele Hundler auf die „guten alten Zeiten“ zurückbesinnen. Mir gefällt dieser Trend, denn wir haben damals nicht alles falsch gemacht. Irgendwie war damals alles etwas übersichtlicher – es gab nicht so sehr viele Meinungen und auch nicht so dermaßen viele Bücher über die richtige Erziehung von Hunden. Vieles machten wir aus dem Bauch heraus, weil es sich richtig anfühlte und unsere Hunde damit sichtlich klar kamen. Und nicht, weil haufenweise selbsternannte Auskenner uns die einzig richtige Methode von vielen vorschrieben. Keinem von diesen hätte man damals in den Hundlervereinen eine Begleithunde- oder Junghundegruppe anvertraut.

Natürlich gabs auch damals Idioten und Menschen, die ihre Hunde aus blankem Ehrgeiz von einer Prüfung zur anderen prügelten. Aber diese gibt es auch heute noch – wahrscheinlich sogar noch viel mehr, weil es inzwischen einfach so viel viel mehr Hunde gibt. In den letzten 20 Jahren wurde enorm viel Wissen über den Hund und sein Wesen geschaffen, aber das meiste von dem was heute oft als innovativ gilt, war damals schon da. Ich darf mich gerade selber davon überzeugen, denn ich lese in einem alten Buch – ich sitze im Moment in einem Zeitloch und ich komme aus dem Staunen über mich und unsere ach so modernen Ansichten nicht mehr heraus. Es war alles schon mal da gewesen und ich hatte es vergessen.

Aber der Kreis hat sich geschlossen!

Ich spreche von MaraIch spreche von Leika

Mit ‚Klick‘ auf die jeweiligen Bilder gehts zum Buch über Mara oder zu unserer kleinen Geschichte über Leika!

Dankeschön an Elisabeth Petzina für dieses wunderschöne Buch, die vielen Gemeinsamkeiten und die tollen Erinnerungen – es ist allemal eine Zeitreise wert!