Beißvorfall: Hund attackiert rotgekleideten, bärtigen Mann! … von Mara Djalayer
Das neunzehnte Türchen unseres Adventskalenders Wauzige Wuffnacht 2015 schubbst heute die Künstlerin Mara Djalayer auf. Unter ihrem Künstlernamen Aram betreibt sie gemeinsam mit Dobermann-Mädchen Abra das Hundeblog und Künstlerportal Aram und Abra. Wir freuen uns auf eine tolle Story und viele Zeichnungen aus Maras Feder …
Beißvorfall: Hund attackiert rotgekleideten, bärtigen Mann! So oder so ähnlich könnte eine Schlagzeile in der hiesigen Lokalzeitung lauten, wenn es den Weihnachtsmann tatsächlich gäbe.
Ich mag kein Weihnachten: Es ist nicht unbedingt das Fest der Liebe, sondern hauptsächlich das Fest des Stresses, des Macht-man-so-weil-es-sich-eben-so-gehört und des Weil-Andere-es-erwarten. Da ich schon als Kind keine große Begeisterung für Weihnachten aufbringen konnte und ich von erzwungen Festlichkeiten aller Art so wenig halte, wie zu Schulzeiten von Matheklausuren, war eins klar als Abra einzog: Weihnachtsgeschenke für den Hund? Im Ernst?! So ein Quatsch! Kapitalistischer Unsinn, eine Erfindung der boomenden Haustierindustrie. Die Wirtschaft kann man jederzeit ankurbeln, dazu muss es nicht zwangsläufig Dezember sein und shoppen gehen kann man auch ohne nervtötendes Last Christmas-Gedudel im Hintergrund.
Außerdem erkläre mal jemand plausibel einem Dobermann, dass ein rotgekleideter, bärtiger Mann ins eigene Territorium eindringt und man ihn einfach gewähren lassen soll. Womöglich noch so tun, als würde man es nicht bemerken. Einen Fremden! Abra würde ihm wohl in den Hintern beißen, wenn sie ihn nicht gleich mit einem Haps verspeisen würde. (Gilt das dann wohl als Barf…? Und würde die Hundehalterhaftpflicht da greifen?)
Im Rahmen einer Artikelserie unter Bloggern zum Thema Spielzeug outete ich mich ja bereits als Rabenhundemutter. Das Tier hat alles, was es zum Glücklichsein braucht. Hätte ich Kinder, würde ich wohl zu den Eltern gehören, deren Nachwuchs pädagogisch wertvolles Holzspielzeug geschenkt bekäme, während die Klassenkameraden sich über die neuesten Videospiele oder das 28. Glitzerkleid für Barbies Garderobe freuten. Zudem kann der Hund ja nicht lesen und erwartet sicherlich keine Geschenke an Heiligabend.
Also, klare Sache: Weihnachtsklimbim für den Hund ist ein Fall von schlimmer Vermenschlichung und überhaupt und generell Unsinn. Ich bin ja sowas von rational!
Nun, der Verlust der puren Rationalität nahm seinen Lauf, als meine Mutter einen selbstgebastelten Advents-kalender vorbeibrachte.
Abwechselnd ein kleines Päckchen für mich und für Abra. Die wusste gar nicht, worüber sie sich mehr freuen sollte. Leckerchen als Inhalt waren natürlich super, aber die allergrößte Freude bereitete es ihr, das Geschenkpapier zu zerfetzen und in der ganzen Wohnung zu verteilen. Wie eine alberne Katze hopste sie herum, schüttelte die Verpackung, sprang den Schnipseln hinterher und brachte sie mir nacheinander mit einem breiten, zufriedenen Grinsen im Gesicht. Da machte schon das Zusehen Spaß. Und die sonst so trotzige Stimme in meinem Kopf, die vorher verächtlich „Pöh, immer dieser Weihnachtskitsch!“ schnaubte, schwieg. Die mag vielleicht kein Weihnachten, aber Hunde mag sie. Und fröhliche Hunde lassen sie endgültig verstummen.
Nach vierundzwanzig Schredder-dich-happy-Einheiten mit wachsender Begeisterung war es logisch, dass Abra doch etwas zu Weihnachten bekommen würde. Zwar kein richtiges, wirkliches Geschenk, aber zumindest unser Papier zum Zerrupfen. Von Freunden gab es dann ein großes Stück Rinderkopfhaut zum selbst auspacken und ein erstaunlicher Effekt machte sich bemerkbar: all die Hektik und der Stress, der die weihnachtliche Runde prägte, war verflogen.
Ihre Albernheit und Begeisterung waren ansteckend und so verbreitete sie völlig ahnungslos den Christmas Spirit, wie die Engländer es nennen.
Dieses Jahr bekommt Abra übrigens von mir etwas geschenkt. Was, weiß ich noch nicht genau. Vorschläge und Ideen dürft ihr mir gerne mailen. Auf jeden Fall mit massig Packpapier drumherum. Für unsere Hunde ist ohnehin jeder Tag wie Weihnachten. Sie haben ihre Lieben um sich, es gibt Futter, vielleicht wird gespielt und getobt oder sie dürfen uns mit Knutschern übersähen und sich knuddeln lassen.
Vielleicht können wir ja von unseren Vierbeinern lernen und uns dieses Jahr ein Beispiel an ihnen nehmen. Sich nicht darum scheren, was Andere wohl von einem denken und sich erst recht nicht verbiegen für Weil-es-sich-eben-so-gehört. Mehr Miteinander und weniger Stress. Sich über Kleinigkeiten freuen und nicht viel erwarten.
In diesem Sinne: fröhliche, entspannte Weihnachten allen Zwei- und Vierbeinern!
(Alle Rechte am Text, den Fotos und an den Zeichnungen bei Mara Djalayer)
Vielen lieben Dank an Mara Djalayer für diesen tollen Text und die weihnachtlich inspirierenden Zeichnungen von Abra.
Morgen öffnet Hannelore Nics – Autorin beim MariPosa Verlag – mit einem wuffeligen Weihnachtsgedicht das zwanzigste Türchen unseres Adventskalenders. Was soll ein Hund nur mit dem quietschenden Gummihuhn unter dem Weihnachtsbaum anfangen, was nur? …
♥
Hehe, ich denke, kostümierte bärtige Männer hätten es hier auch schwer… 😉
LG Andrea und der Doberpinsch
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