
Wir wollen sie überall mit hinnehmen können: In die Stadt, auf den Flohmarkt und in die Umkleidekabine des Bekleidungshauses. Sie sollen dabei möglichst ruhig sein und niemandem auf den Keks gehen. Beim täglichen Schnellgassi auf der Straße sollen sie sich unauffällig benehmen und nahezu alle Regeln des menschlichen Miteinanders respektieren - was für eine harte Aufgabe, oder? Im Wald sollen sie dann auch mal die Sau raus lassen, ganz Hund sein und so richtig frei von allen Zwängen - bis zum nächsten Pfiff, Ruf oder einem anderen Signal des stolzen Hundebesitzers. Die inneren schwedischen Gardinen auf Kommando sofort wieder hochziehen und je nach unserer Lust und Laune wieder runterlassen. Was für eine Herausforderung für eine kleine Seele. Auf der Straße und auf dem Hundeplatz sollen sie sich von allen anfassen lassen und zu Kindern sollen sie immer freundlich sein. Jeder darf ihnen Leckerchen ohne Ende reinstopfen, aber Betteln ist verboten: Hunger und Verzicht auf Befehl, was für eine Arbeitsleistung, die die Kleinen da vollbringen. Mit allen anderen Hunden sollen sie klarkommen, egal ob groß oder klein, und mit jedem ausgelassen rumtollen und spielen: Weil wir das so toll finden, auf unsere Hundlerkontakte nicht verzichten wollen und das alles sowieso die beste artgerechte Auslastung der Welt ist. Eine eigene Meinung dürfen sie nicht haben, weder zu den Anmachen des unsympathischen Kollegen noch zu unfreundlichen Menschen. An der Leine immer die Klappe halten, sich nie weiter als einen Meter von Euch entfernen und die unmöglichsten Situationen stoisch ertragen, die wir ihnen zumuten: das ist der Alltag unserer modernen Hunde!
Menschen die ohne Ende freundlich grinsen und andauernd vor sich her lachen landen irgendwann beim Psychiater - nur für Hunde soll das der Alltag sein, lebenslang! Was für eine beknackte Welt …